Verpflichtung
„Wer ist da
Bitte?“
„Wir sind!
Polizei“
„Polizei?
Ja, ja!
Ich weiß
Was Sie wollen
Ich mache Ihnen
Die Tür
Nicht auf!“
„Wir haben
Ein Gerichtsurteil!“
„Das kenne ich schon
Gehen Sie zurück
Und
Sagen Sie dem Richter
Ich bin die Mutter
Gerhard ist mein Sohn
Ich gebe ihn
Nicht her!“
„Frau Baum
Das geht nicht
Das ist die Staatsgewalt
Wir müssen
Ihren Sohn
Diesmal
Unbedingt mitnehmen“
„Dass
Sie
Ihre Pflicht erfüllen müssen
Verstehe ich
Die Staatsgewalt
Respektiere ich
Dieses Urteil aber
Akzeptiere ich
Nicht
Warten Sie
Nicht umsonst!“
„Gnädige Frau
Wir waren schon
Drei Mal
Vor dieser Haustür
Heute
Müssen wir
Ihren Sohn mitnehmen!
Möglichst
Friedlich“
„Friedlich!
Das ist
Die größte Unverschämtheit
Sie wollen
Meinen Sohn
Von mir nehmen
Und
An die Front schicken
Ist das
Was Sie
Friedlich
Nennen?“
„Meine Dame
Sie machen sich
Strafbar
Ihr Sohn ist
Volljährig
Er muss
Seine Pflicht erfüllen
Vor der Tür steht
Dieses Mal
Die Polizei
Nicht alleine!
Auch
Feuerwehr
Und
Krankenwagen
Sind da!
Ich mahne Sie
Zum letzten Mal
Machen Sie die Tür auf!
Anderenfalls
Müssen wir
Gewalt anwenden!“
„Herr Polizist!
Hören Sie mir
Genau zu:
Meinen Sohn
Habe ich nicht dafür geboren
Dass er
In den Krieg zieht
Um
Menschen zu töten
Ich liebe meinen Sohn
Ich liebe meinen Sohn
Aber
Nicht nur deswegen
Weil er
Mein Sohn ist
Ich liebe ihn
Weil er
Ein Mensch ist
Ein Mensch
Wie Sie
Verstehen Sie?
Hören Sie auf
Und
Gehen Sie zurück
Erzählen Sie das
Ihrem Richter!
Hören Sie mich?“
„Ja
Ich höre Sie!
Und
Ich höre Sie
Nicht alleine
Das Ganze wird
Per Tonbandaufzeichnung
Protokolliert
Sie haben
Keine Chance
Geben Sie auf
Und
Öffnen Sie die Tür!“
„Herr Polizist
Mein Junge
Ich
Mahne Sie
Zum letzten Mal
Falls Sie
Nicht
Auf mich hören
Hilft Ihnen
Weder
Ihre Polizei
Noch
Die Feuerwehr
Noch
Die Krankenwagen
Ich gehe
Meiner menschlichen Verpflichtung
Nach
Sie haben nun
Die Auswahl
Entweder
Lassen Sie
Meinen Sohn
Und
Mich
In Frieden
Oder
Das ganze Haus
Fliegt
In die Luft!“
Bad Kreuznach, 07.01.2006